Humanismus, wie wir ihn verstehen, ist eine Weltanschauung, die sich an den Interessen, den Werten und der Würde des einzelnen Menschen orientiert. Er ist ein Sammelbegriff für Ideen, deren Ziel es ist, die Grundlagen für das menschliche Dasein zu verbessern und insbesondere die Menschlichkeit (humanitas) voranzubringen. Gewissensfreiheit, Anerkennung der gesellschaftlichen Pluralität und Gewaltfreiheit sind wichtige humanistische Prinzipien, die sich im solidarischen Zusammenwirken aller Menschen in nachhaltiger sozialer, wirtschaftlicher und ökologischer Verantwortung entfalten sollen.
Humanismus entwickelt Ideen und Initiativen, wie ein selbstbestimmtes und sinnerfülltes Leben zu verwirklichen ist. Obgleich es verschiedene Strömungen im Humanismus gibt, spricht er, so wie wir ihn vertreten, vor allem Menschen ohne religiöse Bindungen an – gleich ob atheistisch, agnostisch, freidenkend oder freigeistig.
Was ist dabei besonders an der Humanistischen Vereinigung?
Der Humanismus, wie er von der Humanistischen Vereinigung (HV) vertreten wird, versteht sich als positive Weltanschauung, als eine Art, das Leben zu leben – als eine Lebenseinstellung. Es geht ihm z. B. um die praktische Bewältigung gesellschaftlicher Herausforderungen und die Beantwortung ethischer Fragen. Dieser weltanschaulich begründete „praktische Humanismus“ ist es vor allem, der die HV von anderen Organisationen unterscheidet.
Daher engagiert sie sich ergänzend zur intellektuellen Auseinandersetzung und Weiterentwicklung der Fundamente ihrer Weltanschauung – wie z.B. der Rolle eines naturalistischen Weltbildes, der Bedeutung evolutionären Denkens und anderem – in einer Vielzahl von sozialen, pädagogischen und kulturellen Projekten. Sie reichen von der Kinderkrippe über die private Grundschule bis hin zur Beratung für Patientenverfügungen und medizinethischer Hilfestellung und vielem anderen mehr. Denn gerade im sozialen und Bildungsbereich gibt es bisher viel zu wenige spezifisch humanistische Angebote und Dienstleistungen.
Gegen die Vernachlässigung oder sogar Diskriminierung humanistischer Bedürfnisse wollen wir nicht durch bloße Kritik an den Zuständen vorgehen, sondern darauf auch mit konkreten, eigenen Angeboten antworten. Daher fordert die Humanistische Vereinigung konsequent die grundgesetzlich garantierte Gleichbehandlung mit anderen Weltanschauungsgemeinschaften und insbesondere den Religionsgemeinschaften ein – bei der Finanzierung der Humanistischen Beratung im Krankenhaus, bei einem eigenen Schulfach Humanistischer Unterricht bis zu den Sendezeiten im öffentlich-rechtlichen Rundfunk, um nur einige Beispiele zu nennen. Die Forderung nach Gleichbehandlung endet freilich dort, wo überkommene Kirchenprivilegien ins Kraut geschossen sind und eine grundlegende Reform angezeigt ist.